Erfahrungsbericht von Gerda

Im Dezember 2014 fiel mir bei einem Treppensturz ein Edelstahlwäschekorb auf den Rist meines linken Fußes. Ich hatte höllische Schmerzen. Bei der anschließenden Röntgenaufnahme war nur ein kleiner knöcherner Einbruch zu sehen. Nach vier Wochen ging ich zum Orthopäden, der mir einen Vaco-Ped Stiefel verordnete; denn O-Ton: „Da muss Ruhe rein.“ Nach einer Mobilitätsbehandlung beim Physiotherapeuten wurde es unerträglich. Der komplette Fuß war blau geschwollen, berührungsempfindlich und nicht mehr belastbar. Im MRT wurde ein Knochenödem mit starker Entkalkung festgestellt. Heute weiß ich, dass dies ein weiteres Indiz für CRPS ist.
Jetzt musste der Fuß wieder vorsichtig bewegt werden, da die Knochen- und Muskelmasse sehr abgenommen hatten. Auch eine Magnetfeldtherapie brachte nicht den gewünschten Erfolg.
Ich wurde endlich zum Neurologen überwiesen, der mir nach 11 Monaten Morbus Sudeck diagnostizierte. Anschließend ging ich zur Schmerztherapie und wurde mit Gabapentin und Versatis-Pflaster eingestellt.
Endlich hatten meine Schmerzen einen Namen und ich musste mich nicht fragen, ob ich nichts aushalten kann oder das Ganze psychisch sei.

Leider konnten mir die Ärzte nur ihr erlerntes Wissen mitteilen. Darum ging ich im Netz auf die Suche nach „Gleichgesinnten“, die ich in dieser Selbsthilfegruppe fand. Dabei habe ich festgestellt, dass jeder seinen CRPS anders erlebt.
Nach vier Jahren mit meinem „Untermieter“ (CRPS) haben wir uns arrangiert. Am besten geht es mir, wenn ich im Sitzen arbeite oder im Garten abgelenkt bin, Entspannungsmusik höre; auch Ruhe tut gut. Schlimmer wird es bei Lärm, Hektik, Actionfilme im Kino, sogar, wenn Türen laut in das Schloss fallen. Ich bin heute im Leben dadurch eingeschränkt und kann nicht mehr wie früher Rad fahren, Tanzen gehen, Wandern und Freunde treffen. Aber dafür gibt es jetzt Sauna gehen, Buch lesen und Stricken.

Erfahrungen:
Für mich ist die Alltagssituation, an einer Kasse lange anzustehen, Horror (CRPS-Fuß). Mittlerweile hab ich die Selbstsicherheit, mich einfach auf den Einkaufswagen abzustützen oder gar in die Hocke zu gehen. Die Blicke sind mir egal :-). Es geht schließlich um meine Gesundheit und meine Schmerzen.

Da ich sehr viele Leberflecken habe, müssen diese vom Dermatologen begutachtet werden. Jedoch kannte er Morbus Sudeck nicht. Ich fand es sehr gut, dass er dies als Bildungslücke einräumte und sich zum nächsten Termin informierte. Also, bitte traut euch dem Arzt zu sagen, welche „neurologische Störung“ ihr habt, damit die Ärzte auch dies bei der noch so kleinen OP berücksichtigen können.