Die Therapie ist immer individuell und idealerweise multidisziplinär zu planen. Bedingt durch die große klinische Heterogenität des CRPS lässt sich kein allgemeingültiges Therapiekonzept formu­lieren. Integraler Bestandteil ist nicht nur die Schmerztherapie, sondern auch die Verbesserung und Wiederherstellung der Extremitätenfunktion. Dabei zielt die Therapie in der Akutphase auf die Verhinderung einer Chronifizierung.

  • Patientenunterweisung

    • Erläuterung, dass Schmerz nicht durch Gewebeschädigung sondern durch Dysregulation des Nervensystems begründet ist.
    • Verhaltensaufklärung
    • aktive Mitarbeit einfordern
  • Medikamente

    Es können zusätzlich Medikamente verabreicht werden, damit die Patienten, gerade Anfangs der Erkrankung, einigermaßen Schmerzfreiheit erlangen, um sie somit Therapie fähig zu machen.

    • Antidepressiva (viel weniger als bei einer Depression)
    • Opioide
    • Antikonvulsivum (allen Substanzen gemeinsam ist die Hemmung der neuronalen Erregbarkeit bzw. der Erregungsweiterleitung.
  • Nichtmedikamentöse Therapie

    Nichtmedikamentöse Therapiestrategien binden den Patienten aktiv in das Behandlungskonzept ein. Ziel ist insbesondere die Verbesserung von Beweglichkeit und Funktion der betroffenen Extremität.

     

  • Physiotherapie

    Physiotherapeutische Übungen sollten frühzeitig erfolgen, um Atrophien und Kontrakturen zu vermeiden. Studien belegen die Effektivität. Physiotherapie führt dabei zu einer Reduktion von Schmerzen und Bewegungseinschränkungen, insbesondere bei frühzeitigem Beginn. Oberstes Gebot ist aber eine Behandlung unterhalb der Schmerzgrenze. Zu frühe oder zu intensive Physiothe­rapie kann den CRPS erheblich verschlechtern. Angewendet werden sollten v. a. funktionelle Bewe­gungsübungen, bei denen Alltagsbewegungen wie Faustschluss, Spitz-, Pinzetten- griff trainiert werden. Durch Minderbewegung der betroffenen Extremität kommt es häufig auch zu Fehlbe­lastungen proximaler Körperabschnitte, z. B. der Schultergürtelmuskulatur. Entsprechend resultieren myofasziale Schmerzen, die in der Physiotherapie berücksichtigt werden sollten.

    Lymphdrainagen können die Rückbildung des Ödems merklich unterstützen.

  • Ergotherapie

    Auch die Ergotherapie spielt eine wichtige Rolle. Sie dient der Verbesserung von Funktionsfähigkeit und Koordina­tion der Extremität. Somatosensorische Stimuli, z. B. durch Pinsel oder Raps, werden von den Patienten initial häufig als unangenehm empfunden, später allerdings gut toleriert. Perzeptive Lernstrate­gien, wie die Perfetti-Methode, könnten zumindest theoretisch mit den o. g. Phänomenen der korti­kalen Reorganisation interferieren.

     

    Physikalische Maßnahmen im Sinne von Bädern werden von den meisten Patienten als ange­nehm empfunden. Absteigende Bäder sind bei Überwärmung der Extremität, aufsteigende Bäder bei Abkühlung indiziert.

  • Psychotherapie

    Es sollte zusätzlich eine Psychotherapie/“Verhaltenstherapie“ begonnen werden, da Körper und Geist unmittelbar miteinander verbunden sind und sich gegenseitig beeinflussen.

    Die Indikation für eine (Schmerz-) Psychotherapie sollte stets bedacht werden. Wichtige mögliche Inhalte sind die Vermittlung eines biopsychosozialen Schmerzmodells bei chronischen Verlaufsfor­men, Edukation, Entspannungsverfahren, Stressbewältigungs- und ressourcenorientierte Schmerz­bewältigungsverfahren, Imaginationsverfahren sowie die Psychotherapie einer eventuell vorliegen­den posttraumatischen Belastungsstörung.