Erfahrungsbericht von Gisela

Mein ungebetener Gast und jetzt ständiger Begleiter: CRPS!
Anfang Juli 2009 unterzog ich mich an der rechten Hand einer CTS-OP (Karpaltunnelsyndrom). Statt endlich schmerzfrei leben zu können, begann nun die linke Hand zu toben. Deshalb wurde drei Wochen später links die nächste CTS-OP durchgeführt. Jetzt ging’s erst richtig los! Beide Hände nur noch Brennen, Stechen, geschwollen, Finger unbeweglich, entsetzliche Schmerzen – ohne Pausen. Kein Arzt konnte mir helfen. Ich flehte wörtlich: „Lieber Gott, meinen Hintern will ich noch selbst putzen können.“

Im August desselben Jahres sprang „Herr“ Sudeck in beide Füße. Ich schleppte mich zu unterschiedlichen Ärzten und Universitätskliniken, von denen mir niemand die Krankheit erkannte, geschweige mir helfen konnte.

Gott sei Dank ist meine Tochter Ärztin an der Uniklinik Ulm, noch dazu eine sehr ehrgeizige. Sie hat sich intensiv auf die Suche nach der richtigen Diagnose gemacht und mich endlich Anfang November 2009 mit dem Verdacht CRPS zum Neurologen geschickt, was dieser an beiden Händen bestätigte. Die Uniklinik Ulm erkannte Anfang Januar 2010 CRPS an den vier Extremitäten
Es folgte die ganze Palette an Behandlungen: Klinik, Schmerz-, Physio-, Psychotherapie, hochdosierte Cortisongaben, viele verschiedene Medikamente usw.
Von meinem geliebten Beruf als Lehrerin musste ich mich in den Vorruhestand verabschieden.
Heute kann ich sagen, dass mich CRPS Vieles gelehrt hat: Vorher meinte ich sooo wichtig zu sein, habe immer gerufen: „Ich mach das!“ und habe perfekt funktioniert. Heute kenne ich meine Grenzen und stehe dazu. Ich lebe jetzt bewusster und dankbarer, gönne mir Zeit für Entspannung, darf fühlen, was mir gut tut. Weil ich keinen Lärm vertrage, bin ich vom gesellschaftlichen Leben ziemlich isoliert bin. Stattdessen genieße ich meine neu entdeckte Vorliebe für Stille. Nur meine frühere Sportlichkeit muss ich wehmütig mit meiner jetzigen Bewegungseinschränkung tauschen.

Mein Glaube an die Liebe und Fürsorge Gottes ist tiefer geworden und das Gebet trägt mich durch die immer noch sehr schmerzhaften und Schlaf armen Nächte.
In der Selbsthilfegruppe schätze ich die ehrliche Begegnung mit „Kämpfern im selben Ring“. Unser Focus ist gemeinsame Zeit kreativ zu gestalten.Wir begegnen uns mit offenen Herzen für die Nöte des anderen und tauschen uns konstruktiv über Hilfen aus.
Allen, die mit CRPS leben müssen, wünsche ich, lasst euch nicht entmutigen, sucht die für euch passenden Therapien und Menschen mit Humor!